Saarlouis-die Stadt des Sonnenkönigs Ludwig XIV… Von Vauban erbaut. Und spätestens seit meinem Aufenthalt auf dem Fort in der Normandie, das von Vauban erbaut wurde (https://melles.blog/kategorie/reisen-mit-hund/frankreich/normandie-contentin-2022/), wollte ich in Saarlouis mal eine Stadtführung machen.
Nun war es endlich soweit. Eine Voranmeldung ist nicht notwendig. Die Führungen starten jeden Samstag vor der Touristeninformation am „Großen Markt“. Für einen Unkostenbeitrag von 3€ starteten wir von dort mit Herrn Backes die Tour.
Los gehts an der Ludwigskirche, die direkt neben der Touriinfo liegt. Oft gesehen und nie besucht. Tatsächlich ist die Kirche auch etwas befremdlich, wenn man sie zum ersten Mal betritt… 1960 wurde sie vom Architekten Böhm errichtet. Zum 3. Mal. Lediglich der Turm am Eingang zeugt vom Prunk alter Tage. Innen sieht man, entsprechend der 60er Jahre, eigentlich nur Beton…. Beim 2. Blick hat sie dann doch einen gewissen Charme. Und viel Geschichte. So liegt hier beispielsweise das Herz des ersten Gouverneurs von Saarlouis, Choisy (*1632- ✝︎1710) begraben. Die Fenster (Saarlouiser Passion) wurden vom Künstler Ernst Alt erstellt und sind wirklich ganz wunderbar. Durch den Beton strahlen sie umso schöner. Der Kontrast setzt sie wunderbar in Szene. Und die Darstellungen sind wirklich besonders. Und sehr kritisch. Sollte man mal gesehen haben. Der alte Altar zeigt dann noch einmal die Lebensgeschichte von Ludwig des 9. Alles in allem also wirklich mal sehenswert!
Das Schönste an solchen Stadtführungen ist ja, dass man immer etwas dazu lernt. 😂 So zum Beispiel, dass der große Markt von 4 Brunnen begrenzt wird. Exakt 100 Meter auseinander. Exakt nach den Himmelsrichtungen ausgerichtet…. Oder auch, das es vor dem Rathaus ein überaus interessantes Kunstwerk gibt, das die Geschichte des Saarlandes abbildet….
Wenige Meter vom Rathaus entfernt erreichen wir dann die Kasematten. Eigentlich ist in Saarlouis alles nur „wenige Schritte entfernt“, da die Innenstadt gerade mal ca. 350 Meter misst. Daher ist auch die Saar nur wenige Meter entfernt. Saarlouis ist die weltweit einzige Stadt, die als Überflutungsstadt konzipiert und komplett neu errichtet wurde. Es ist wirklich spannend zu sehen, wie durchdacht die Pläne von Vauban damals waren. Von der Festungsmauer hat man dann auch einen tollen Blick auf die letzten Ausgrabungen. Anstatt einer großen Wohnanlage wurde das letzte Stück der Wehranlage teuer restauriert und dem Besuch zugänglich gemacht.
Nach einem kurzen Abstecher in die Altstadt endet die Stadtführung bei strömendem Regen.
Und eine Stadtgeschichte, die mir besonders gut gefallen hat, möchte ich noch mit euch teilen.
An der Brücke zur Vaubaninsel begrüßt den Besuch die Statue von Poilu (Lacroix). Dem vergessenen Soldaten. 1815 wurde dieser Soldat, während des preußisch-französischen Befreiungskrieges, dort vergessen. Während seine Kompanie Saarlouis räumte und den Preußen überließ, hielt er noch immer auf seinem Posten Wache. Er war wohl recht erstaunt, als plötzlich die Preußen „um die Ecke“ kamen. Die Preußen sollen von der Standhaftigkeit des Soldaten derart beeindruckt gewesen sein, dass sie ihn nach einer kurzen Vernehmung mit Proviant und Tabak versorgten und ihn seinen abgezogenen Kameraden nach Frankreich hinterherschickten.
Zwei wirklich informative Stunden. Mit einem brillanten Stadtführer. Und extrem vielen Informationen über die Geschichte der Stadt und des Saarlandes. Absolut zu empfehlen!
Weitere Infos findet ihr hier:
Offene Stadtführung Saarlouis